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Betelkauen: Ja oder nein?

Betelkauen: Ja oder nein?

Betelkauen: Ja oder nein?

IST man auf einer Straße in Südasien unterwegs, stößt man schnell auf ein freundlich lächelndes Gesicht. Zeigen sich dabei schwärzlich verfärbte Zähne und landet dann auch noch blutroter Speichel auf dem Bürgersteig — der dort einen abstoßend roten Fleck zurücklässt —, dann ist man wohl gerade einem Betelkauer begegnet.

Etwa ein Zehntel der Weltbevölkerung kaut Betel, ein Genussmittel aus der Betelnuss. Von Ostafrika über Pakistan, Indien und Südostasien bis nach Papua-Neuguinea und Mikronesien lieben Hunderte von Millionen Menschen das Betelkauen. Ob an Marktständen oder am Straßenrand, überall bieten Händler (nicht selten mit ihren Kindern) Betelbissen an. Um Kundschaft anzulocken, setzt man auch Neonlicht und knapp bekleidete Mädchen ein, sogenannte Betelnuss-Schönheiten.

Der Betelnusshandel ist ein Milliardengeschäft. Was ist das eigentlich, eine Betelnuss? Wieso ist sie dermaßen beliebt? Wie wirkt sich das Betelkauen auf die Gesundheit aus? Was sagt die Bibel dazu? Und wie kann man davon loskommen?

Betelnuss?

Das, was man allgemein als Betelnuss kennt, ist in Wirklichkeit die Arekanuss mit ihrem fasrigen Fruchtfleisch. Sie wächst an der Arekapalme, einer tropischen Pflanze, die im Pazifikraum und in Südostasien vorkommt. Der Name „Betel“ geht auf den Betelpfeffer zurück, eine Pflanze, die nicht mit der Palme verwandt ist. Auf ein Blatt des Betelpfeffers streicht man etwas gelöschten Kalk — der das Freisetzen von stimulierendem Alkaloid fördert — und wickelt dann darin ein Stück Arekafrucht ein. Zur Geschmacksverbesserung gibt man gerne Gewürze, Tabak und Süßungsmittel dazu.

Diese Art der Zusammensetzung regt den Speichelfluss an und färbt den Speichel blutrot. Darum spucken Betelkauer so oft aus, sogar aus Fahrzeugen — sehr zur „Freude“ der Fußgänger.

Sie kauen sich in ihr Elend!

„Der Genuss von Arekanüssen hat eine lange Tradition und auf sozialem, kulturellem und sogar religiösem Gebiet große Bedeutung gewonnen“, so die Zeitschrift Oral Health. „Oft wird der Konsum als harmlos angesehen; man berichtet von gesteigertem Wohlbefinden, einer euphorisierenden Wirkung, einer wohligen Wärme im Körper.“ Doch habe es sich gezeigt, dass der Genuss alles andere als harmlos ist. Wieso?

In Drogenpräventionskreisen geht man davon aus, dass eins der Alkaloide in der Betelnuss suchterzeugend ist. Manche Leute kauen tatsächlich 50 Betelnüsse am Tag! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Zähne dunkel verfärben; auch können sich Zahnfleischerkrankungen einstellen. Beim Betelkonsumenten kann laut Oral Health eine „Betelkauermukosa“ entstehen: rotbraune Verfärbungen und oft auch Krusten auf der Mundschleimhaut. Zudem könne sich mit der Zeit das chronische Krankheitsbild der oralen submukösen Fibrose entwickeln, bei der die Mundschleimhaut fortschreitend vernarbt.

Das Betelkauen wird außerdem mit dem oralen Plattenepithelkarzinom in Verbindung gebracht, einem bösartigen Haut- und Schleimhauttumor, der auch im Rachen auftreten kann. Die hohe Mundkrebsrate bei Erwachsenen in Südostasien scheint das zu bestätigen. 85 Prozent der Mundkrebserkrankungen in Taiwan betreffen Betelkauer. Auch „hat sich in Taiwan der Mundkrebs — der dort zu den 10 häufigsten Todesursachen zählt — in den letzten 40 Jahren nahezu vervierfacht“ (China Post).

Woanders ist die Lage ähnlich. Zum Beispiel schreibt der Papua New Guinea Post-Courier: „Betel, Papua-Neuguineas Lieblingsbissen, bringt jedes Jahr mindestens 2 000 Menschen ins Grab und ist laut der PNG Medical Society für viele gesundheitliche Probleme verantwortlich.“ Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Die Folgen chronischen Betelkonsums sind“, wie ein Arzt und Fachautor für Medizin sagt, „mindestens so breit gefächert wie die Folgen des Rauchens.“

Wie steht die Bibel dazu?

Auch wenn die Bibel kein medizinisches Lehrbuch ist und das Betelkauen darin nicht ausdrücklich erwähnt wird, enthält sie doch eine große Bandbreite von Orientierungshilfen für ein gesünderes, saubereres und besseres Leben. Folgende Bibeltexte und die Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, sind wirklich überlegenswert.

„Meine lieben Freunde! . . . Darum wollen wir uns auch von allem trennen, was unseren Körper oder unseren Geist verunreinigt. In Ehrfurcht vor Gott wollen wir immer mehr so leben, wie es ihm gefällt“ (2. Korinther 7:1, Hoffnung für alle [Hfa]). „[Stellt] euch ganz, einschließlich eures Körpers, Gott zur Verfügung . . ., heilig und ihm wohlgefällig“ (Römer 12:1, Das Buch). Wäre jemand in Gottes Augen heilig, oder rein, wenn er seinen Körper durch Betelkauen verunreinigt?

„Durch . . . [Gott] haben wir Leben“ (Apostelgeschichte 17:28). „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben“ (Jakobus 1:17). Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Hält man dieses kostbare Geschenk wirklich in Ehren, wenn man einer Gewohnheit frönt, die einen krank machen kann?

„Niemand kann ein Sklave zweier Herren sein“ (Matthäus 6:24). „Ich will mich nicht von irgendetwas beherrschen lassen“ (1. Korinther 6:12, Hfa). Sollte man sich wirklich von einer verunreinigenden Gewohnheit versklaven lassen, die das ganze Leben beherrscht? Man möchte ja schließlich Gott gefallen.

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Markus 12:31). „Wer seinen Mitmenschen liebt, tut ihm nichts Böses“ (Römer 13:10, Hfa). Hässlich anzusehenden — und unhygienischen — roten Speichel auf Wege, Bürgersteige oder sonst wohin zu spucken wäre auch nicht gerade ein Zeichen von Nächstenliebe, oder?

Fakt ist: Man erntet unweigerlich das, was man sät (Galater 6:7, 8). Das ist ein unumstößliches Naturgesetz. Wer demnach schlechte Gewohnheiten sät, erntet auch nichts Gutes. Wenn man aber so lebt, wie Gott es vorgesehen hat (und gute Gewohnheiten gehören dazu), erntet man nicht nur eine gute Gesundheit, sondern findet auch noch echtes, bleibendes Glück. Wer es gewohnt ist, Betel zu kauen, sich aber gern nach Gott ausrichten und dadurch ein lohnenderes und schöneres Leben haben möchte, fragt sich vielleicht, wie er mit der Gewohnheit brechen kann. Da gibt es ein erprobtes 3-Schritte-Programm.

Drei Schritte, um davon loszukommen

1. Motiviert sein. Zu wissen, dass eine schlechte Angewohnheit ein gesundheitliches Risiko birgt, reicht da nicht aus. Wie viele Betelkauer, Raucher, Trinker und Drogenkonsumenten wissen ganz genau, dass ihr Verhalten schädlich für die Gesundheit ist und sogar tödlich enden kann! Hier ist eine viel stärkere Motivation gefragt: den Schöpfer kennen und wirklich lieben zu lernen! Sich mit der Bibel zu beschäftigen wäre schon einmal ein guter Anfang. In Hebräer 4:12 steht nämlich: „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus.“

2. Gott um Hilfe bitten. Jesus Christus sagte: „Bittet unablässig, und es wird euch gegeben werden; sucht fortwährend, und ihr werdet finden; klopft unaufhörlich an, und es wird euch geöffnet werden. Denn jeder, der bittet, empfängt, und jeder, der sucht, findet, und jedem, der anklopft, wird geöffnet werden“ (Lukas 11:9, 10). Wenn man sich im Gebet an den wahren Gott Jehova wendet und ihn so richtig von Herzen um Unterstützung und Kraft bittet, wird er das nicht ignorieren! Warum nicht? „Weil Gott Liebe ist“, so liest man in 1. Johannes 4:8. Der Apostel Paulus konnte das aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Er schrieb: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Philipper 4:13).

3. Sich die Unterstützung anderer sichern. Es macht wirklich viel aus, mit wem man zusammen ist: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einlässt, dem wird es schlecht ergehen“ (Sprüche 13:20). Also: Sich unbedingt mit den richtigen Leuten abgeben! Unter Zeugen Jehovas gibt es viele, die früher Betel konsumiert haben. Doch das Bibelstudium und das Zusammensein mit Gleichgesinnten war genau das, was ihnen gefehlt hat, um vom Betelkauen loszukommen.

[Kasten/Bilder auf Seite 24, 25]

SIE KAMEN DAVON LOS

Erwachet! hat fünf ehemalige Betelkonsumenten interviewt. Was haben sie zu sagen?

Wie kam es überhaupt zum Betelkauen?

Pauline: Meine Eltern haben mich schon als kleines Mädchen ans Betelkauen herangeführt. Das war bei uns in unserem Inseldorf in Papua-Neuguinea so üblich.

Betty: Mein Vater hat mir Betelnuss gegeben, als ich zwei Jahre alt war. Als Jugendliche hätte man mich glatt für einen Betelnussbaum halten können, so viele Betelnüsse hatte ich immer bei mir! Ich war so abhängig, dass ich morgens gleich als Allererstes Betel gekaut habe.

Wen-Chung: Wer Betel gekaut hat, galt als erwachsen und cool. Als Sechzehnjähriger wollte ich genau das sein und bei den anderen gut ankommen.

Jiao-Lian: Ich habe Betelbissen verkauft. Damit ich davon leben konnte, wollte ich natürlich Topqualität anbieten. Also habe ich immer wieder davon probiert und mir so das Betelkauen angewöhnt.

Wie hat sich das auf die Gesundheit ausgewirkt?

Jiao-Lian: Mein Mund, meine Zähne und meine Lippen waren dunkelrot und fleckig. Ich schäme mich, wenn ich Fotos von damals ansehe. Mit Aphthen habe ich auch heute noch Probleme.

Pauline: Mir war ständig übel, ich hatte oft Durchfall und mein Mund war voller Geschwüre.

Betty: Ich wog gerade einmal 35 Kilo. Damit war ich für einen Erwachsenen meiner Größe stark untergewichtig. Meine Zähne sahen grässlich aus und ich habe sie oft mit Stahlwolle geputzt und poliert.

Sam: Ich litt viel unter Durchfall- und Zahnfleischerkrankungen. Heute habe ich nur noch einen einzigen Zahn. Und dass ich meine Zähne immer mit Stahlwolle bearbeitet habe, war wohl auch nicht gerade hilfreich!

Warum dann der Entschluss, aufzuhören?

Pauline: In 2. Korinther 7:1 habe ich gelesen: Gott möchte, dass ich meinen Körper nicht verunreinige. Von da an habe ich mich wirklich sehr bemüht, damit mein Schöpfer sich über mich freuen kann.

Sam: Ich wollte Gottes heiligen Geist in meinem Leben wirken lassen. Also habe ich Jehova gebeten, er möchte mir doch helfen, der Versuchung zu widerstehen. Er hat meine Gebete beantwortet. Seit rund 30 Jahren habe ich keine Betelnuss mehr angerührt.

Jiao-Lian: Einmal beim Bibellesen haben mich die Worte „Reinigt eure Hände, ihr Sünder“ regelrecht angesprungen (Jakobus 4:8). Wie konnte ich da noch mit gutem Gewissen Betelbissen kauen und verkaufen? Wo ich doch wusste, wie schädlich das Betelkauen ist! In dem Moment stand für mich fest: Von dieser schmutzigen Gewohnheit, die einen auch für Gott nicht anziehend macht, würde ich meine „Hände reinigen“.

Was hat es gebracht, das Betelkauen aufzugeben?

Wen-Chung: Damit angefangen hatte ich ja, um in meinem Freundeskreis akzeptiert zu sein. Heute habe ich weitaus wertvollere Freundschaften: die Freundschaft mit Jehova und mit meinen Glaubensbrüdern.

Sam: Es geht mir heute gesundheitlich und auch sonst viel besser. Außerdem kann ich viel besser für meine Familie sorgen, denn jetzt vergeude ich das Geld ja nicht mehr für irgendwelche Laster.

Pauline: Es ist ein freies, ein sauberes Gefühl. Und kräftige, weiße Zähne habe ich auch. Im Haus und im Garten liegen keine Betelnussschalen mehr herum. Und nirgendwo mehr diese hässlichen roten Flecken!

Betty: Ich habe ein reines Gewissen und bin viel gesünder. Ich kann jetzt sogar meinen Beruf als Lehrerin ausüben und gleichzeitig Vollzeitpredigerin sein.

[Bilder]

Betty

Pauline

Wen-Chung

Jiao-Lian

Sam

[Diagramm/Bild auf Seite 23]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Regelmäßiges Betelkauen hat schwere medizinische Folgen

Dunkel verfärbte Zähne und krankes Zahnfleisch

Orale submuköse Fibrose

Orales Plattenepithelkarzinom

[Bild auf Seite 22]

In Betelpfefferblätter eingewickelte Betelnüsse